Der Streit um die Universalien (um das „Wo“ der Allgemein- oder Gattungsbegriffe) begleitet die Philosophie seit Platon. Im Mittelalter wurde heftig darum gefochten, und man unterscheidet dort einen strengen Realismus, einen gemäßigten Realismus, Konzeptualismus und Nominalismus. In der Neuzeit wurde der Streit fortgesetzt und ist bis heute nicht entschieden. Was immer man darüber denkt, man wird Gattungen von Begriffen unterscheiden müssen.

An dieser Stelle will ich mich rein auf die Lebewesen konzentrieren, deren Allgemeinbegriff die Spezies darstellt. Ich trete hier für eine Position des strengen Realismus ein. Das bedeutet, dass „Pferdheit“ eine außermenschliche Entität darstellt. Pferdheit ist keine bloß begriffliche Abstraktion oder Verallgemeinerung aus der Anschauung existierender Pferde, sondern eine metaphysische Kraft/Quelle an sich.

Das Argument liegt in den empirischen Ergebnissen der Evolutionsforschung. Die Evolutionstheorie hatte seit Darwin die Auffassung vertreten, dass die Spezies fließende Größe darstellen, welche sich bei gegebenem Anpassungsdruck allmählich verwandeln (Sogenannter Gradualismus). Diese These hat sich durch paläontologische Befunde nicht bestätigt. Im Gegenteil: Die Befunde belegen eher den stabilen Bestand einer Spezies (Stasis), gefolgt von plötzlichen und unvermittelten Sprüngen, welche keiner plausiblen oder gar empirisch belegbaren Erklärung zugänglich sind.

Zweitens: Es ist nie gelungen, durch Zucht eine neue Spezies zu erzeugen. Selbst so plastische Arten wie Hunde behalten immer und stabil Anteil an der „Hundheit“. Auch erkennen Hunde sich untereinander stets sofort als Artgenossen, bei all den drastischen Unterschieden. Ausgeschlossen, dass ein Rottweiler einen Chihuahua für ein Beutetier hält und zur Strecke bringen will.

Das lässt die Interpretation zu, dass „Pferdheit“ und „Hundheit“ etc. keine Abstraktion aus der Wahrnehmung gewisser Ähnlichkeiten darstellen, sondern dass es sich um Realia handelt, welche in der Welt wirksam sind.

Die logisch erwartbare Antwort der Naturwissenschaft, dass diese irgendwo im Genom stecken, ist bislang nicht verifizierbar. Weder ist verstanden, warum man durch Zucht die Artgrenze nicht überschreiten kann, noch ist durch Genmanipulation je eine neue Spezies erzeugt worden.

Die von der Evolutionstheorie aufgeführten Mechanismen der natürlichen Artbildung (allopatrische, sympatrische, parapatrische Artbildung) operieren alle mit dem nicht verifizierbaren (gescheiterten)  Züchtungsprinzip.

Es wäre vermessen, weiter über den Ort oder die Qualität dieser Realien zu spekulieren. Aber bin zu der Ansicht gekommen, dass im Falle der natürlichen Arten die Annahme objektive Realien den Befunden der empirischen Forschung am besten gerecht wird.

Wem sie natürlich nicht gerecht wird, das ist die materialistische Vermutung: Also dass auch die gesamte Welt des Lebendigen bottom-up aus Materiepartikeln zusammengesetzt und entstanden ist.   


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