Ist eigentlich nicht so mein Thema, aber im Augenblick wird man an jeder Ecke konfrontiert mit Bildern und Berichten zur neuen Miss Germany. Da rollt man mit den Augen, erkennt aber gleich das Paradigmatische.
Aber zunächst zu meinem Verhältnis zum Wettbewerb Miss Germany. Den hielt ich immer für uninteressant, denn die einschlägigen Gruppenfotos oder Kataloge der Siegerinnen der letzten Jahrzehnte lassen das Gefühl aufkommen, dass hier hauptsächlich höchst durchschnittliche Mädels antreten, von denen die einen an Selbstüberschätzung leiden und die anderen am verzweifelten Wunsch, bewundert zu werden und im Rampenlicht zu stehen. Echte Schönheiten sind selten dabei. Dabei hat Deutschland durchaus solches Material zu bieten, da muss man nur mal in einer Vorlesung der Kunstgeschichte in München vorbeischauen.
Nun denn, trotz allem war immer klar, worum es ging: um weibliche Schönheit, wie sie nun einmal universell geschätzt und bewundert wird. Der Miss Universe Wettbewerb belegt, dass die Standards dabei gar nicht so weit auseinander liegen, und dass weibliche Schönheit auch universell anwesend ist. Man erkennt sie, wenn man sie sieht.
Nun erleidet Schönheit, das Schöne, in unserer Kultur ja seit dem Beginn der Moderne ein eigenartiges Schicksal. Die Kunst hat es vorgemacht: aus ihr wurde das Schöne, das einst ihr zentrales Anliegen war, ziemlich komplett verbannt. Weibliche Schönheit zu feiern, wie es für Jahrhunderte seit Tizian eines der hervorragenden Anliegen der Maler und Bildhauer war, fiel mit dem Anfang des 20. Jhd. einer regelrechten Tabuisierung zum Opfer und wurde in die Ecke des Kitschs geschoben. Die Inszenierung schöner Körper verschwand aus der öffentlichen Kultur und überlebte nur in ihren kommerziellen Instrumentalisierungen der Werbung und der Pornographie. Doch selbst im Bereich der Werbung gibt es Bestrebungen, das geltende Schönheitsideal zu entgrenzen und aus den Köpfen zu vertreiben. Seit Jahrzehnten wird daran gearbeitet, dicke Frauen in der Modewelt unterzubringen, und einige besonders woke Hersteller haben jetzt auch sogenannte Plus-Size-Models im Adressbuch. In immer neuen Schüben versuchen bestimmte Kreise, die Macht des Schönheitsideals in den Köpfen der Männer und Frauen aufzulösen. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber einfach zu durchschauen. Der Erfolg ist gering. Unser ästhetisches Empfinden, das im Falle menschlicher Körper stark an den erotischen Anreiz geknüpft ist, ist hardwired, also angeboren und nicht auflösbar. ALLE Männer, die die freie Wahl haben, weil sie bekannte Fußballer, Schauspieler oder Popstars sind, haben schöne Frauen an ihrer Seite. Dennoch ist dieser Kampf gegen die Feier der Schönheit auch beim Miss Germany Wettbewerb angekommen.
Der Seifensieder Dove hatte dereinst den ersten Schritt gewagt, und dicke, aber immerhin noch cellutitisfreie Mädchen posieren lassen. Das hat sich auf die Umsätze nicht positiv ausgewirkt. Später wollte die Frauenzeitschrift BRIGITTE woke sein und keine Profimodels mehr engagieren, sondern „normale“ Frauen, gab aber nach einem Jahr auf, weil diese Damen einfach nicht zu fotografieren waren. Vor einigen Jahren beschloss Victoria’s Secret, ihre Supermodel-Inszenierung ad acta zu legen und statt dessen Fett und Trans auf die Bühne zu schicken. Go woke go broke. Inzwischen haben sie einen erneuten Kurswechsel vollzogen und wollen wieder auf schön und sexy setzen.
Beim Miss Germany Wettbewerb wurde diesmal also nicht die klassische hinreißende Schönheit gesucht und gekürt, sondern „Persönlichkeit“, so heißt es. Nun, who the fuck cares, ob die Dame ein soziales Engagement betreibt oder vier dreibeinige Katzen pflegt?
Der Schuss könnte für die Veranstalter ziemlich nach hinten losgehen, weil niemandem mehr klar ist, nach wem da eigentlich gesucht wird. Warum sollte sich das jemand angucken?
Auffällig ist auch, dass in keinem Bericht der Standardmedien, die darüber berichteten, die Abkehr vom Schönheitsideal überhaupt thematisiert wurde. Eher bekommt man den Eindruck, dass in den Redaktionen alles, was als woke oder politisch korrekt qualifiziert ist, sakrosankt und von kritischer Betrachtung ausgenommen ist.
Sollte Germany die Dame dereinst zum Miss Universe Wettbewerb entsenden, darf man sich bei der Konkurrenz auf große Augen einstellen angesichts des stattlichen Kinns und des rüstigen Alters der deutschen Waffe. Good luck!
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