Jetzt haben wir ca. 2500 Jahre rationale Wissenschaft und das gibt uns einen gewissen Überblick über die Möglichkeiten und auch die Grenzen dieses Projekts.
Das erste Fazit ist: es gibt diese Grenzen. Dieses ganze Unternehmen startete mit der optimistischen Vorstellung, dass der menschliche Verstand so beschaffen ist, dass er das innere Gefüge des Kosmos zu erfassen imstande ist, weil hier eine Art Strukturgleichheit besteht: Der Kosmos ist so strukturiert, wie der Verstand es denken kann.
Die Folge war eine Unzahl von Theorien über das Ganze und über dies und das, dann funkte das Christentum dazwischen brachte eine Mythologie auf, die lange bestimmend war, und die rationale Erkundung der Welt zu einer Hilfswissenschaft gemacht hatte (ancilla theologiae), bis die experimentelle Wissenschaft aus der Taufe gehoben wurde. Mit ihr entstand die Vorstellung, dass das Universum mit all seinem Inhalt unter Zuhilfenahme der Mathematik vollständig entschlüsselbar sei. Davon sind bis zum heutigen Tag immer noch viele, besonders die wissenschaftsaffinen Leute, überzeugt.
Dringt man tiefer in die vielen grundlegenden Fragen und Probleme ein, die sich in der Philosophie, der Religion und auch der Naturwissenschaft so kristallisieren sich eine Reihe von Bereichen heraus, die dem rationalen Verstand schlicht verschlossen bleiben. Es handelt sich dabei aber nicht um Sprachverwirrung, die man auflösen könnte, wie Wittgenstein fälschlicherweise vermutete, sondern es ist viel grundsätzlicher:
Ich nenne es das Nicht-Denkbare. Das ist deutlich unterschieden von einem vorläufig noch Unverstandenen. Das Nicht-Denkbare bezeichnet erfahrbare Realität, die dem rationalen, wissenschaftlichen und sprachlichen Zugriff prinzipiell entzogen ist. Prinzipiell.
Dazu gehören zum Beispiel das Leib-Seele-Problem, die Entstehung des Lebens, unsere Herkunft als Menschen, oder das, was wahlweise als Universum, Natur oder Gott paraphrasiert wird. Und es gibt Weiteres, wie die Entstehung und das Erlernen der Sprache, oder die Kräfte der Evolution.
Hier ist nicht die Rede von irgendwelchen marginalen intellektuellen Problemen, sondern von Kernfragen unseres Selbstverständnisses und unserer Selbsteinordnung in den Kosmos.
Natürlich wird an allen diesen Themen herumspekuliert, und die Spekulanten sind eifersüchtig und versuchen mit Titeln und Ämtern ihre Deutungshoheit durchzusetzen. Sei es, was Gott alles kann und will, oder wie die Evolution funktioniert oder wie das Gehirn das Bewusstsein hervorbringt.
Aber das ist alles Schall und Rauch.
Wie angenehm ist dagegen die Bescheidenheit gewisser mittelalterlicher Denker wie des Dionysius Areopagita mit seiner negativen Theologie, oder die des Mystikers Meister Eckehart, welche jeweils Gott als das Unbegreifliche beschrieben, und sich jeglichen Versuchs einer positiven Definition enthielten.
Das sokratische Nichtwissen würde ich noch erweitern zu einem Nicht-Wissen-Können, als zu einer Unmöglichkeit, die genannten existentiellen Fragen dem Verstand gefügig zu machen.
Das heißt nicht, das Fragen einzustellen. Im Gegenteil. Es heißt, den eigenen Geist zu entrümpeln von all dem weltanschaulichen Müll, mit dem wir vollgestopft sind bis oben. Um das Auge wieder klar sehen zu lassen. Klar sehen heißt nicht, Erklärungen liefern zu können. Es heißt: Vorurteilslos zu schauen, direkte Wahrnehmung. In dieser Art der Wahrnehmung entbirgt sich viel Erkenntnis, die von anderer Qualität ist als theoretisches Wissen.
Die Nicht-Denkbarkeit muss man ertragen lernen. Nicht im Sinne einer bräsigen Ignoranz, sondern als einer wachen Bereitschaft zur Begegnung mit dem Unbekannten. +++
Jetzt haben wir ca. 2500 Jahre rationale Wissenschaft und das gibt uns einen gewissen Überblick über die Möglichkeiten und auch die Grenzen dieses Projekts.
Das erste Fazit ist: es gibt diese Grenzen. Dieses ganze Unternehmen startete mit der optimistischen Vorstellung, dass der menschliche Verstand so beschaffen ist, dass er das innere Gefüge des Kosmos zu erfassen imstande ist, weil hier eine Art Strukturgleichheit besteht: Der Kosmos ist so strukturiert, wie der Verstand es denken kann.
Die Folge war eine Unzahl von Theorien über das Ganze und über dies und das, dann funkte das Christentum dazwischen brachte eine Mythologie auf, die lange bestimmend war, und die rationale Erkundung der Welt zu einer Hilfswissenschaft gemacht hatte (ancilla theologiae), bis die experimentelle Wissenschaft aus der Taufe gehoben wurde. Mit ihr entstand die Vorstellung, dass das Universum mit all seinem Inhalt unter Zuhilfenahme der Mathematik vollständig entschlüsselbar sei. Davon sind bis zum heutigen Tag immer noch viele, besonders die wissenschaftsaffinen Leute, überzeugt.
Dringt man tiefer in die vielen grundlegenden Fragen und Probleme ein, die sich in der Philosophie, der Religion und auch der Naturwissenschaft so kristallisieren sich eine Reihe von Bereichen heraus, die dem rationalen Verstand schlicht verschlossen bleiben. Es handelt sich dabei aber nicht um Sprachverwirrung, die man auflösen könnte, wie Wittgenstein fälschlicherweise vermutete, sondern es ist viel grundsätzlicher:
Ich nenne es das Nicht-Denkbare. Das ist deutlich unterschieden von einem vorläufig noch Unverstandenen. Das Nicht-Denkbare bezeichnet erfahrbare Realität, die dem rationalen, wissenschaftlichen und sprachlichen Zugriff prinzipiell entzogen ist. Prinzipiell.
Dazu gehören zum Beispiel das Leib-Seele-Problem, die Entstehung des Lebens, unsere Herkunft als Menschen, oder das, was wahlweise als Universum, Natur oder Gott paraphrasiert wird. Und es gibt Weiteres, wie die Entstehung und das Erlernen der Sprache, oder die Kräfte der Evolution.
Hier ist nicht die Rede von irgendwelchen marginalen intellektuellen Problemen, sondern von Kernfragen unseres Selbstverständnisses und unserer Selbsteinordnung in den Kosmos.
Natürlich wird an allen diesen Themen herumspekuliert, und die Spekulanten sind eifersüchtig und versuchen mit Titeln und Ämtern ihre Deutungshoheit durchzusetzen. Sei es, was Gott alles kann und will, oder wie die Evolution funktioniert oder wie das Gehirn das Bewusstsein hervorbringt.
Aber das ist alles Schall und Rauch.
Wie angenehm ist dagegen die Bescheidenheit gewisser mittelalterlicher Denker wie des Dionysius Areopagita mit seiner negativen Theologie, oder die des Mystikers Meister Eckehart, welche jeweils Gott als das Unbegreifliche beschrieben, und sich jeglichen Versuchs einer positiven Definition enthielten.
Das sokratische Nichtwissen würde ich noch erweitern zu einem Nicht-Wissen-Können, als zu einer Unmöglichkeit, die genannten existentiellen Fragen dem Verstand gefügig zu machen.
Das heißt nicht, das Fragen einzustellen. Im Gegenteil. Es heißt, den eigenen Geist zu entrümpeln von all dem weltanschaulichen Müll, mit dem wir vollgestopft sind bis oben. Um das Auge wieder klar sehen zu lassen. Klar sehen heißt nicht, Erklärungen liefern zu können. Es heißt: Vorurteilslos zu schauen, direkte Wahrnehmung. In dieser Art der Wahrnehmung entbirgt sich viel Erkenntnis, die von anderer Qualität ist als theoretisches Wissen.
Die Nicht-Denkbarkeit muss man ertragen lernen. Nicht im Sinne einer bräsigen Ignoranz, sondern als einer wachen Bereitschaft zur Begegnung mit dem Unbekannten.
Schreibe einen Kommentar