Rechts und rechtsextrem: vom Schreckgespenst zum Leerbegriff

Die Kunst der politischen Propaganda besteht vor allem darin, Bilder in den Köpfen der Wähler zu implantieren. Diese Bilder sollen wie ein Filter wirken, durch den die Wirklichkeit wahrgenommen wird. Am besten wirkt die Propaganda dann, wenn ihren Adressaten gar nicht bewusst wird, woher ihre Bilder kommen, sondern die in den propagandistischen Bildern transportierten Wertungen und Einschätzungen für ihre eigenen unmittelbaren Erkenntnisse halten. Solche Bilder sind zum Beispiel, dass die CDU eine konservative Partei der bürgerlichen Mitte sei, die Grünen eine Verbotspartei und die AfD rechtsextremistisch. Zu all diesen Bildern gibt es natürlich auch die Gegenbilder, wie diese, dass die Grünen für globale Moral und Verantwortung stehen, die AfD die konservative Partei in der Nachfolge der ehemaligen CDU sei und die CDU zu einem kryptolinken Verein ohne politisches Rückgrat degeneriert ist.

Ein weiteres Bild (Politiker sind oft Meister in der Kreation von sprachlichen Bildern) ist der Begriff der Brandmauer. Hinter einer Brandmauer wütet (oder könnte wüten) das zerstörerische Feuer, und dem muss ein endgültiger Riegel vorgeschoben werden.   

Die Wahlen in Ostdeutschland haben es gezeigt: für einen relevanten Teil der Wählerschaft haben die Begriffe rechts oder gar rechtsextrem keine bannende Kraft mehr, mögen sie auch noch so oft wiederholt werden. Es ist ja das Schicksal sämtlicher Diffamierungsvokabeln, dass sie mit der Zeit an Kraft einbüßen, und zwar umso schneller, je wahlloser und ausufernder ihr Gebrauch ist.


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