In meinem Post über Paulus habe ich auf die Bedeutung hingewiesen, die seine Überzeugung, kurz vor dem Weltende zu leben, für seine Interpretation des Kreuzes und der Auferstehung Jesu hatte. Er war so tief davon überzeugt, dass er nur noch hin- und hergerissen war von der Frage, ob dieses Ende noch zu seinen Lebzeiten eintreten würde, oder ob er erst aus dem Tod zurückgeholt werden müsste, um in der Gegenwart seines Herrn Jesus Christus das ewige Leben zu erfahren. Das Verständnis von Formeln wie „Jesus ist für uns am Kreuz gestorben“, von Begriffen wie Gnade, Erlösung von den Sünden und vieles Weitere sind ohne diese Überzeugung des Paulus nicht möglich. Bei der Lektüre der diesbezüglichen Literatur habe ich mich so tief in das Denken und Welterleben des Paulus hineinversetzt, dass ich fast selbst zum Christ geworden wäre, denn in dieser Welt, das muss ich zugeben, fühlt es ziemlich sicher und heimelig an. Für Paulus und seine christlichen Zeitgenossen ging es in ihrer Erwartung des baldigen Endes um alles: ewiger Tod oder ewiges Leben. Der Schlüssel liegt einzig im bedingungslosen Glauben an Jesus Christus als dem Vermittler der göttlichen Gnade, also der Vergebung aller Sünden. Die vollständige Hingabe an diesen gnädigen Gott garantiert also den Erhalt des ewigen Lebens. So einfach.
Die Erwartung des Endes der Welt ist seitdem ein immer wiederkehrendes Motiv geworden. Die Ankündigungen des baldigen Weltuntergangs sind mittlerweile ohne Zahl. Aufklärung? Pustekuchen. Die wird – in Form der Wissenschaft – gleich mit ins Boot des nächsten Weltuntergangsszenarios geholt
Wie sich die Bilder gleichen: Der Mensch hat durch seine Sündhaftigkeit das Ende der Welt herbeigeführt, und einzig die Umkehr, verbunden mit seiner tiefen Buße, kann seinen (individuell oder kollektiv) Untergang abwenden.
Das Weltende durch die Klimakatastrophe ist angekündigt. Greta „I want you to panic“ Thunberg ist der neue Johannes der Täufer, der das Gottesgericht verkündet und zur Umkehr aufruft. Die Rolle der alttestamentarischen Propheten, die ihn bestätigen, haben heutzutage die Klimawissenschaftler übernommen, die sich wie ihre alten Vorläufer in Raunen und dunklen Prophetien ergehen. Das Volk teilt sich in Gläubige und Ungläubige, Frauen lassen sich sterilisieren, um das Unheil abzuwenden, andere verdammen sich zu einer freud- und fleischlosen Mangelernährung, wieder andere arbeiten fieberhaft daran, die Voraussetzungen für die Produktion der lasterhaften Güter zu zerstören, und anstatt das sündhafte Auto zu benutzen, spannt man sich selbst bei Wind und Wetter vor den Eselkarren.
Aufklärung, das war ein schöner, zumindest interessanter Traum. Aber ihr habt es vermasselt. Demokratie, auch das war ein schöner und vielversprechender Traum, aber ihr habt es vermasselt. Die Vorstellung, die Menschheit wäre klüger seit den Tagen der frühen Christen und ihrer Erwartung des Weltuntergangs, ist ad absurdum geführt. Der Unterschied schmilzt darauf zusammen, dass die Ankündigung des Weltuntergangs damals von einem Propheten in Fleisch und Blut ausgesprochen wurde, und heute von einem Computermodell abgesichert wird. Computermodelle als Sprache der modernen Mythologie.
Die Alten wussten damals nicht, wie sich das Ende der Welt genau abspielen würde, bis die Offenbarung des Johannes sie in buntesten Farben schilderte.
Hier muss ich beklagen, dass außer hysterischen Überschriften wie „Unsere Meere haben Fieber“ (Anstieg um 1/100° Durchschnittstemperatur) oder „Der heißeste Oktober seit 125.000 Jahren!“ heutzutage leider keine plastischen Bilder geliefert werden, wie der bevorstehende Weltuntergang genau aussieht. Das Gemurmel vom Streit um Wasserlöcher, mehr Starkregen und häufigeren Stürmen, Anstieg des Meeresspiegels um wenige Zentimeter, Abtauen von Gletschern, unter denen sich römische Straßen verbergen – Leute, da muss mehr kommen. Man möchte in Anlehnung an Achill im Film Troja, nachdem er Boagrius getötet hatte, den Untergangspropheten entgegenschreien: „Is there nothing else?“
Wie auch immer. Wir lernen, die Idiotie bleibt den Menschen treu und eng verbunden, da hilft keine Aufklärung, keine Wissenschaft, kein gar nichts. Weltuntergangswahn, das ist ein Erbe jener alten Religionen. Da gibt es keinen „Fortschritt“, das kehrt immer wieder.
Derzeit ist etwas allerdings wirklich ernst. Nein, nicht die Welt wird untergehen, sondern die westliche Kultur ist im Untergang begriffen. Das ist allerdings keine Prophezeiung, sondern ein beobachtbares Faktum. Sie zerstört sich selbst. Interessanterweise sind es die Klima-Weltuntergangspropheten, die besonders heftig an dieser Zerstörung unserer westlichen Kultur arbeiten, und das geben sie ganz offen zu, von den Grünen über Luisa Neubauer bis zur Letzten Generation und Extinction Rebellion. Eine seltsame Mischung von Weltuntergangsangst und –sehnsucht. Eine der größten Errungenschaften der westlichen Kultur ist das Prinzip der Freiheitlichkeit. Dazu hat das Christentum übrigens erheblich beigetragen. Unsere Weltretter allerdings wollen genau diese auf dem Altar ihrer Wahnreligion zum Opfer bringen.
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